Kennst Du den Begriff “stille Helden”? Dabei geht es um Menschen, die im Hintergrund arbeiten und sich nicht im Rampenlicht präsentieren. Sie sind nicht bekannt oder berühmt, aber ihre Arbeit ist unverzichtbar für die Gemeinschaft. Es sind die Menschen, die sich um die Bedürfnisse anderer kümmern, ohne dafür Anerkennung zu erhalten und das das gelingt nur durch Zusammenhalt und Mut. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Dieulefit, um deren Handeln es in “Die Kinder von Beauvallon” geht, haben sich gegenseitig unterstützt und sich für ihre Überzeugungen eingesetzt. Viele von ihnen haben jüdische Familien versteckt und ihnen geholfen, zu fliehen. Dieulefit war ein Ort des Widerstands und des Mutes, und die Menschen dort haben gezeigt, dass man auch in schwierigen Zeiten füreinander da sein kann.
Darum geht es
Am 22. Oktober 1940 wird die 9jährige Lily Blum samt ihrer Familie und anderen Juden des Ortes vor den Augen der Einwohner von Sulzburg in Südbaden nach Gurs deportiert. Ihre beste Freundin Agnes wähnt sich in dem Glauben, dass Lily tot ist, doch zwanzig Jahre später stößt sie zufällig auf eine Spur und hat die Hoffnung, dass ihre Kindheitsfreundin doch noch lebt. In ihrer Funktion als Radioreporterin soll sie über stille Helden berichten, also recherchiert sie und erfährt einiges über Dieulefit, eine kleine Stadt in der Region Auvergne-Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs. Dort wurden im Zweiten Weltkrieg von den Einwohnern Dieulefits fast genauso viele jüdische Menschen gerettet, wie die Stadt Einwohner hat.
Die mutigen Menschen von Dieulefit
Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten, in die fiktive Charaktere eingewoben wurden. Marguerite Soubeyran, Catherine Krafft und Simone Monnier schufen mit der Schule namens Beauvallon die Grundlage für die Rettung der jüdischen Kinder. Sie durften dort als normale Kinder aufwachsen und wurden von den Einwohnern beschützt. Die Résisance hatte einen großen Anteil daran, dass die Kinder überhaupt erst mal nach Dielefit gelangt sind. “Die Kinder von Beauvallon” erzählt die Geschichte von Lily und ihrem Freund Jean-Pierre, die dort untertauchen konnten. Mich hat diese Geschichte nicht nur berührt, weil es um Kinder geht, sondern vor allem, weil ich großen Respekt vor den Menschen habe, die der Résistance angehörten und auch den Menschen, die über Jahre in Dieulefit Widerstand auf ihre Art geleistet haben.
Auch Andrée Salomon, die für die Rettung von ca. 1.000 jüdischen Kindern verantwortlich war und als Leiterin der Sozialabteilung der OSE (Oevre de Secours aux Enfants – Kinderhilfswerk) die Arbeit sämtlicher freiwillig in den Internierungslagern lebenden Sozialarbeiterinnen koordinierte, ist eine wichtige Person in dieser Zeit und auch in dem Buch.
Überzeugende Charaktere
Von Dieulefit bzw. Beauvallon hatte ich bis zu der Lektüre dieses Buches bisher noch nie etwas gehört, daher fand ich es besonders angenehm, dass Bettina Storks Charaktere geschaffen hat, die ich als Leserin einfach lieben musste. Nicht nur Jolie, die die Kinder aus Gurs herausholt und so etwas wie eine Ersatzmutter für Lily ist, sondern auch die Hauptfiguren Agnes, Lily und Jean-Pierre habe ich liebgewonnen. Die Denkweise der drei wurde mir nahegebracht, indem ich die Erzählperspektive jeweils aus Sicht von Agnes, Lily und auch Jolie lesen durfte. So konnte ich mich auch in die traumatischen Erlebnisse eindenken und die Handlungen der Figuren verstehen.
Hoffnung in Zeiten der Hoffnungslosigkeit
Man sollte meinen, dass ein Buch mit dem Thema Deportation von badischen Juden und der Résistance im Zweiten Weltkrieg traurig ist und einem alle Illusionen nimmt. Dem ist aber nicht so, zumindest habe ich das nicht so empfunden. Für mich war es ein Buch voller Hoffnung auf eine bessere Welt. Und ein Buch über Mut. Über den Mut, sich für andere einzusetzen und sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Den Mut, in schwierigen Zeiten zusammenzustehen und füreinander da zu sein. Genau das ist es, was ich an den stillen Helden bewundere.
Wenn du mehr über die Themen erfahren möchtest, solltest du nicht zögern und sofort zu “Die Kinder von Beauvallon” greifen. Ich kann es dir uneingeschränkt empfehlen. Die Autorin hat jedenfalls nun einen neuen Fan. Ich muss noch einige Bücher nachholen. Welche das sind, findest du auf ihrer Homepage heraus.
Das Buch wurde mir von Bettina Storks zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich herzlich dafür.
Ich habe für die Blogtour ein Podcast-Interview mit der Autorin geführt:
Folgende Stationen und Themen umfasst die Blogtour:
8. April: Lesemademoiselle – Handlungsorte
9. April: Elizas Bücherparadies – Historie
10. April: Kunterbunte Bücherreisen – Podcast
11. April: Lesonautin – Charaktere
12. April: Frau Goethe liest – Deportation
13. April: Angéliques Leseecke – Résistance
14. April: Bücherheike – Aufarbeitung
Die Blogtour schließt am 14. April um 18 Uhr mit einem Zoom mit der Autorin ab, an dem jeder teilenehmen kann, der dabei sein möchte. Melde dich einfach bei mir, dann bekommst du die Zugangsdaten.
*Werbung*
Seiten: 464
Herausgeber: Diana Verlag
Erscheinungstermin: 12. April 2023
ISBN: 978-3453361171
Über die Autorin (Quelle: Diana Verlag):
Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.
