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Offene See – Benjamin Myers

„Damals wusste ich nicht, was Sprache vermag. Ich verstand die Macht, die Wirkungskraft von Worten noch nicht. Die komplexe Magie von Sprache war mir ebenso fremd wie das veränderte Land, das ich in jenem Sommer um mich herum sah.“

  • Originaltitel: The Offing
  • Übersetzer: Klaus Timmermann, Ulrike Wasel
  • Verlag: DuMont
  • Erscheinungsdatum: 20. März 2020
  • Seiten: 270 Seiten
  • ISBN:  978-3-8321-8119-2 (Hardcover gebunden)

Der Autor (Verlag):

Benjamin Myers, geboren 1976, ist Journalist und Schriftsteller. Myers hat nicht nur Romane, sondern auch Sachbücher und Lyrik geschrieben. Für seine Romane hat er mehrere Preise erhalten. Er lebt mit seiner Frau in Nordengland.

Klappentext (Verlag):

»Ein intensiver und bewegender Roman, der an J. L. Carrs ›Ein Monat auf dem Land‹ denken lässt.« The Guardian

Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.

Meine Meinung:

Nach ungefähr fünf Sätzen war ich schon rettungslos in das Buch verliebt. Benjamin Myers hat so einen wunderschönen bildlichen Sprachstil, dass ich die 270 Seiten deutlich langsamer lesen musste als üblicherweise.

Robert ist sechzehn als er beschließt, seiner Heimatstadt erst mal den Rücken zu kehren und auf Wanderschaft zu gehen. Er schlägt sich hier und da durch und landet am Ende bei der verschrobenen Dulcie. Die beiden freunden sich direkt an und helfen sich gegenseitig. Dulcie hilft Robert sich selber zu finden und Robert hilft ihr bei dabei eine schwierige Phase in ihrem Leben zu überwinden.

Das Buch hat mir total Lust gemacht, meine Wanderschuhe zu schnüren und einfach drauflos zu gehen soweit meine Beine mich tragen. Robert erzählt die Geschichte im hohen Alter und man merkt ihm sehr an, dass er wehmütig auf diese Zeit zurück sieht. Nicht nur er hatte Dulcie total gern, auch als Leser bleibt einem nichts anderes übrig als sie zu lieben. Sie ist ehrlich und direkt, denkt völlig anders als die meisten Menschen zu dieser Zeit und ist nicht berechnend. Alles was sie tut, tut sie, weil sie überzeugt ist, dass es genau jetzt und genau so richtig ist. Ihre Zuneigung zu Robert ist echt. So eine Freundin kann man sich eigentlich nur wünschen, denn sie gehört zu den Menschen, die ihr Gegenüber tatsächlich wahrnehmen und richtig zuhören statt sich nur oberflächlich mit demjenigen abzugeben.

Für mich ist der Hauptcharakter des Buches eindeutig Dulcie, weil sie so viel Raum in der Erzählung einnimmt, aber dabei niemals unangenehm wirkt. Robert ist der Erzähler, der allerdings so erzählt als wäre das Buch keine Fiktion, sondern als wäre alles tatsächlich geschehen. Für mich war das Buch zu keiner Zeit langweilig oder unangenehm, es war sogar zeitweise ziemlich spannend, weil der Leser erstnach und nach Dulcies Geschichte erfährt. Natürlich immer nur im gleichen Tempo wie Robert. Und ich kann euch sagen, dass die Erzählung einige Zeit in Anspruch genommen hat.

 Ich habe also zusammen mit Robert in seiner Hütte gesessen und ihm dabei zugehört, wie er in liebevollen Erinnerungen über Dulcie und ihrer gemeinsamen Zeit schwelgte. Außerdem habe ich jedes einzelne Wort eingesogen und genossen und ich bin mir sicher, dass ich mit „Offene See“ mein Monats- und vielleicht auch Jahreshighlight gefunden habe. Der Buchtitel schien mir erst mal ziemlich seltsam zu sein, aber im Laufe des Buches löst sich auf, warum es heißt wie es heißt.

Ich kann das Buch absolut jedem empfehlen, weil ich möchte, dass so viele Menschen wie möglich es lesen und es dann genauso genießen wie ich. Vor dem Lesen sollte man sich aber im Klaren darüber sein, dass Myers zu den Autoren gehört, der Bandwurmsätze auf die Welt loslässt. Hier ein Beispiel: „In dem Moment entfalteten sich neue Gefühle von Verwirrung und Neugier in mir, vor allem jedoch ein überwältigendes, mächtiges Bewusstsein für den Raum, diesen Raum im Hier und Jetzt, als wären die Wörter über die Seite gekrochen und vom Papier gefallen und hätten mich umschlungen wie Ranken, die mich zurück in das Gedicht zogen, sodass die erdachten Zeilen und die reale Welt irgendwie zu einem tieferen Porträit von Land und Meer verschmolzen.“

Der Autor hat schon einige Bücher geschrieben, allerdings wurden bis auf die „Bad Tuesdays“ Reihe keine weiteren Bücher ins Deutsche übersetzt.

Das Buch wurde mir vom DuMont Verlag und von Netgalley zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Leseprobe auf der Seite des Verlages

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Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange – Suzanne Collins

„Snow landet immer oben.“

  • Originaltitel: The Ballad of Songbirds and Snakes
  • Übersetzer: Peter Klöss, Sylke Hachmeister
  • Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
  • Erscheinungsdatum: 19. Mai 2020
  • Seiten: 608 Seiten
  • ISBN:  978-3789120022 (Hardcover)

Die Autorin (Verlag):

Suzanne Collins, 1962 geboren, begann ihre Karriere Anfang der 90er-Jahre als Drehbuchautorin für das amerikanische Kinderfernsehen. 2003 veröffentlichte sie mit dem Roman »Gregor und die graue Prophezeiung« den ersten Band einer fünfteiligen Abenteuer-Reihe, die sich schnell zum internationalen Bestseller entwickelte.

2009 erschien »Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele« und erwies sich als Senkrechtstarter. Die packende Gesellschaftsutopie fesselte Leser in der ganzen Welt, errang die ersten Plätze der Beststellerlisten in den führenden Medien der USA, erntete begeisterte Kommentare von Autoren-Kollegen wie Stephenie Meyer und Stephen King und etablierte Suzanne Collins endgültig als internationale Starautorin. Time Magazine wählte Suzanne Collins auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten 2010. In Deutschland wurde »Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele« mit dem Jugendliteraturpreis 2010 ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jugendjury: „Brandaktuelle Fragen entflammen im Kopf des Lesers: Wie abhängig bin ich in der Mediengesellschaft von meinem Bild in der Öffentlichkeit? Wie kann ich ich selbst bleiben ohne mich im Surrealen zu verlieren? Wie erschreckend ähnlich ist die fiktive Gesellschaft Panems schon der unseren?“

Der zweite Band »Die Tribute von Panem. Gefährliche Liebe« eroberte sowohl in den USA als in Deutschland die Bestsellerlisten und auch der dritte und damit letzte Teil der Trilogie, im August 2010 in den USA erschienen, sprang sofort von 0 auf Platz 1! Als Blockbuster hat sich die Verfilmung mit Staraufgebot – Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Elizabeth Banks, Stanley Tucci, Woody Harrelson, Lenny Kravitz, Donald Sutherland u.v.a. – erwiesen: „The Hunger Games. Die Tribute von Panem“ startete im Frühjahr 2012 in den Kinos und schon bald darauf hatte die Besucherzahl die Millionengrenze überschritten. Gleichzeitig rangieren die Buchausgaben unverändert auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten: der beispiellose Erfolg einer Autorin, die den Nerv der Zeit getroffen hat! Möge das Glück stets mit ihr sein!

Klappentext (Verlag):

Rivalität beflügelt ihn.

Aber Macht hat ihren Preis.

Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden.

Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen: Lucy Gray, das Mädchen im Regenbogenkleid, das zwar singen kann, aber für den Kampf ungeeignet zu sein scheint. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg seines zukünftigen Lebens entscheiden und Lucys Leben vorzeitig beenden. Es beginnt ein brutaler Kampf in der Arena, bei dem Coriolanus schnell feststellt, dass sein Schicksal untrennbar mit Lucy Grays verbunden ist.

Meine Meinung:

Als großer Fan der Panem-Trilogie musste ich einfach wissen, warum Coriolanus Snow zu dem Fiesling wurde, den man aus den vorher erschienenen Teilen kannte. Mir war nicht bewusst, dass ich als Leser die meiste Zeit des Geschehens mit ihm sympathisieren würde. Snow und seine Verwandlung wird von Suzanne Collins sehr überzeugend dargestellt. Der Untertitel des Buches „Das Lied von Vogel und Schlange“ macht im Übrigen auch total Sinn, wenn man das Buch kennt.

Das Buch beginnt zehn Jahre nach dem Ende des Krieges und dem Einblick in die verarmte Familie Snow, die ihr Penthouse, die schönen Klamotten und die Rosenzucht der Großmadame nur noch für die Aufrechterhaltung des schönen Scheins behalten. Die Familie besteht nur noch aus der Großmadame, Cousine Tigris und aus Coriolanus. Er ist zu dem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Die Begleitung der Tribute durch einen Mentor wird nun, zehn Jahre nach den ersten Hungerspielen, als Experiment durchgeführt. Dadurch sollen die Hungerspiele zu einem interessanteren Event hochgepusht werden, so dass sie im Kapitol und auch in den Distrikten von allen Einwohnern verfolgt werden. Immerhin möchte die Regierung, dass den Distriktbewohnern klar wird, dass es sich hier um eine Strafe handelt, die gegen die Rebellen ausgeführt wird, weil sie den Krieg angezettelt haben. Coriolanus bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss durch sein Tribut Lucy Gray die Hungerspiele gewinnen um die Familie zu rehabilitieren, denn bei einem Sieg winkt ihm ein großer Gewinn und auch die Aufmerksamkeit, die ihm (wie er glaubt) zusteht. Aber wie soll das gehen mit einem Mädchen, dass schon ihr Leben lang die Bühne gewohnt ist und von Kämpfen keine Ahnung hat?

Von Anfang an tat mir Coriolanus richtig leid. Er versucht mit aller Macht die Familie Snow und das was sie zu sein scheinen aufrecht zu erhalten, aber eigentlich steht die Familie vor dem Ruin. Er hat sein ganzes Leben lang eingebläut bekommen, dass diese Familie etwas Besonderes ist und das Verhalten seiner Großmadame macht es auch nicht besser. Jeden Tag singt sie die Hymne des Kapitols und redet von den großen Tagen der Snows und wie widerwärtig die Menschen aus den Distrikten sind. Coriolanus verabscheut diese Menschen daher auf eine Art, aber irgendwie scheint er sie doch nicht so abstoßend zu finden. Eine besondere Beziehung hat er zu Sejanus Plinth, der eigentlich aus dem Distrikt 2 kommt, aber im Kapitol lebt. Und dann ist da noch Dr. Gaul, die Oberste Spielemacherin, die total sadistisch ist und jede Idee von Coriolanus dankbar aufnimmt. Sie fördert ihn sogar noch und stachelt ihn an.

Der Schreibstil ist genauso, wie man es von der Panem-Trilogie schon gewohnt ist. Ziemlich direkt und es gibt zwar ein paar brutale Szenen, die aber nicht das Geschehen dominieren. Panem, wie es zehn Jahre nach dem Krieg aussieht und wie sich die Bewohner fühlen und wie sie handeln, wurde von der Autorin ziemlich gut durchdacht. Da das Buch aus Coriolanus Perspektive geschrieben ist, erfährt der Leser viel über seine Gedanken und die sind ziemlich widersprüchlich, zumindest am Anfang.

Wer glaubt, dass er jetzt einen Abklatsch von der Panem-Trilogie vor sich hat, weil die Autorin Geld oder Aufmerksamkeit braucht, liegt falsch. Der Focus ist hier nicht auf die Hungerspiele gerichtet, sondern auf den späteren Präsidenten Snow und seinem Werdegang. Ich fand das ganz angenehm so, denn einen vierten Teil der fast ausschließlich das Abschlachten der Tribute in der Arena zum Thema gehabt hätte, wäre für mich absolut nicht erträglich gewesen. Tatsächlich spielt etwa nur ein Drittel des Geschehens in der Arena, die zu dem Zeitpunkt nicht mal annähernd die Arena ist, die man aus der Trilogie kennt.

Für Fans der Trilogie ist die Vorgeschichte auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung und genau diesen Lesern möchte ich das Buch wärmstens empfehlen.

Eine Leseprobe und einen Auszug aus dem Hörbuch findet ihr auf der Seite des Verlages.

Milena – Crazy in Love – Christine Thomas

Milena-Crazy in Love – Christine Thomas
288  Seiten 
ISBN:  978-3864433757
12,90 Euro
Klappentext:
Es ist nicht einfach, in eine neue Stadt zu ziehen, und noch einmal von vorn anzufangen. Mac, der neue Mann an der Seite von Milenas Mutter, macht alles nicht unbedingt erträglicher. Als wäre Milenas Leben nicht schon kompliziert genug, taucht eines Tages Macs Sohn Colin auf und versetzt nicht nur die Mädchen ihres Jahrgangs in Aufruhr, sondern lässt auch ihr Herz höher schlagen. Doch kann sie sich auf Colins Charme einlassen?
Meine Meinung:
Ich habe ein Mädchenbuch erwartet und auch ein Mädchenbuch bekommen. Die Autorin schreibt unter Pseudonym und hat unter dem Namen Jane Christo bereits  „Blanche – Der Erzdämon“ herausgegeben, das ich damals auch gern gelesen habe. Also war es klar, dass ich es hiermit auch versuche.
Milena, genannt Milla, ist total unglücklich. Nach der für sie völlig überraschenden Scheidung ihrer Eltern und der kurz danach folgenden Hochzeit ihrer Mutter muss sie auch noch von Berlin nach Köln ziehen. Doch das ist nicht alles, denn sie erfährt nebenbei, dass sie jetzt einen Bruder hat, der dann auch noch bei ihnen leben soll. Colin ist gutaussehend, charmant und liebenswert. Aber Milla möchte ihre neue Familie einfach nicht mögen und tut alles dafür, Mac, dem neuen Mann ihrer Mutter und Colin bei ihrer Mutter unbeliebt zu machen.
Schön war er, der Ausflug in die Jugendzeit. Als nichts wichtiger war als das eigene Wohlergehen und alle anderen Alltagssorgen anderen überlassen werden konnten. Millas Gedankenwelt dreht sich größtenteils um Milla. Wie wird sie Mac und Colin los, warum wird sie vom tollsten Jungen der Schule nicht wahrgenommen und wie kann sie ihre alte Familie wieder zurück gewinnen? Die Autorin hat sich dabei  perfekt in die Gedankenwelt einer 16jährigen hineingedacht und dies auch so rüber gebracht, dass man Milla jeden Gedanken abgenommen hat.
Die Hauptpersonen, bis auf Millas Mutter Helen, werden sehr detailliert beschrieben, so dass ich Mac und Colin bereits nach kurzer Zeit verfallen war. Beide haben eine unheimlich liebenswerte Art an sich, die Milla aber für Einschleimerei hält. Zwischendrin hat mich Millas Tollpatschigkeit etwas genervt, weil es zum Teil etwas übertrieben war. Aber nicht so sehr, dass ich dem Buch dafür Punktabzüge geben würde, denn dafür mochte ich die Protagonisten zu gern.
Hervorheben möchte ich den Humor, der im Buch vorherrscht. Denn Milla hat eine leichte selbstironische Art, die ich sehr gern mochte.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, allerdings nur für Leute, die auch gern Jugendromane lesen, in denen die Protagonistin unter Herzschmerz leidet.

Ozzy: Die Autobiografie – Ozzy Osbourne mit Chris Ayres

Ozzy: Die Autobiografie
480 Seiten 
ISBN:  978-3453676053
9,99 Euro

Klappentext:

Der legendäre „Prince of Darkness“ erzählt alles

Der König des Heavy Metal hat es geschafft: Seine Memoiren erscheinen noch zu Lebzeiten. Und sie werden alle begeistern, Jung und Alt: Die Fans seiner wegweisenden Band Black Sabbath und die Millionen Zuschauer der Kult-TV-Serie „Die Osbournes“. In bester Monty-Python-Manier erzählt Ozzy von seiner Kindheit, seinem Traum vom Rockstarleben, dem Schock des Berühmtseins und den vielen ungesunden Nebenwirkungen.

„Im Laufe der Jahre ist allerhand verrücktes Zeug über mich erzählt worden: »Er hat einer Fledermaus den Kopf abgebissen.« Stimmt. »Er hat einer Taube den Kopf abgebissen.« Stimmt auch. Aber dann hörst du Sachen wie: »Ozzy kam gestern Abend zum Auftritt, aber er wollte nicht auf die Bühne, bevor er nicht fünfzehn Hundewelpen getötet hatte …« Fünfzehn Welpen töten? Ich? Ich liebe Welpen. Ich hab achtzehn von den verfickten Dingern bei mir zu Hause.

Diese Geschichten verfolgen mich. Jeder Tag meines Lebens war ein Ereignis. Dreißig verfluchte Jahre lang genehmigte ich mir jeden Tag eine tödliche Kombination aus Hochprozentigem und Drogen. Ich überlebte einen Zusammenstoß mit einem Flugzeug, diverse Überdosen und Geschlechtskrankheiten. Ich wurde des versuchten Mordes angeklagt. Und dann wäre ich am Ende fast gestorben, als ich mit so einem Gelände-Bike im Schneckentempo über eine Bodenwelle fuhr. Die Leute fragen mich, wie es sein kann, dass ich noch am Leben bin. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Aber hier bin ich jetzt, bereit, euch meine Geschichte zu erzählen, in meinen eigenen Worten, zum ersten Mal.“

Meine Meinung:
Vorab: Ich war nie ein riesengroßer Ozzy-Fan, obwohl ich die Realityshow um die Osbournes wirklich gern gesehen habe. Wenn man diese Sendung kennt, kann man sich schon mal in etwa vorstellen, wie das Buch geschrieben ist.
Ozzy beginnt mit seiner Jugend und arbeitet ich bis zum Jahr 2009 vor, in dem das Buch erschienen ist. Dabei kommt er sehr liebenswert rüber, obwohl er ganz viele Geschichten erzählt, die man eigentlich gar nicht wissen will. Über Dinge, die er im Alkohol- und Drogenrausch getan hat und die er laut Buch mittlerweile bereut. Obwohl viele Szenen sich um seine Abhängigkeiten drehen, erzählt er auch sehr interessante Details aus seinem Leben, beispielsweise wie der Rausschmiss aus der Band Black Sabbath entstanden ist oder wie er seine Frau Sharon kennen gelernt hat.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und dem Sprachgebrauch Ozzys angepasst. Es wird zwar nicht so viel geflucht wie in „The Osbournes“, aber man kann sich gut vorstellen, dass Ozzy munter drauf los erzählt hat, während Chris Ayers alles auf Band aufgenommen hat. Die Erzählungen springen auch ziemlich in der zeitlichen Reihenfolge innerhalb der Kapitel hin und her, fast so, also wäre Ozzy bei einem Stichwort eine Anekdote eingefallen. Mir hat gut gefallen, dass bei den Erzählungen Ozzys Humor durchgekommen ist. Manche Geschichten sind sehr witzig, andere dagegen widerwärtig.
Für mich war es ein wenig so, als würde mir mein Großvater von seinem wilden Leben erzählen – aus dem Nähkästchen, ungeschönt und ab und an bestimmt auch etwas übertrieben. Immerhin kennt man nach der Lektüre auch den Hintergrund zu der Geschichte, warum Ozzy einer Fledermaus den Kopf abgebissen hat.

Ich habe das Buch gern gelesen und kann es guten Gewissens weiterempfehlen, obwohl ich eigentlich kein Freund von (Auto-) Biografien bin. 

Winterkrieg – Philip Teir

Winterkrieg – Philip Teir
384 Seiten 
ISBN:  978-3896675347
19,99 Euro

Klappentext:

Der große Gesellschaftsroman aus Finnland: ein zeitloses Bild derer, die alles haben und gerade deshalb nicht glücklich sein können.

Max Paul ist Soziologe an der Universität von Helsinki und zugleich erfolgreicher Buchautor. Sein akademisches Steckenpferd sind Sexualität und Ehe – seine eigene Ehe jedoch funktioniert schon lange nicht mehr. Während Max und seine Ehefrau Katriina in eine immer tiefere Krise geraten, hadern auch ihre erwachsenen Töchter mit ihrem jeweiligen Lebensmodell: die Lehrerin und zweifache Mutter Helen genauso wie die Kunststudentin Eva, die mit knapp dreißig ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Als Eva eine Affäre mit ihrem Dozenten anfängt und Max eine mit einer jungen Journalistin, spitzt sich in einem kalten Winter in Helsinki die Situation der Familie Paul zu.

Ein brillant erzählter, psychologisch raffinierter Gesellschaftsroman über eine globale Mittelschicht auf der Suche nach dem Lebenssinn, hin- und hergerissen zwischen dem Streben nach Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Sicherheit.

Meine Meinung:
„Den Hamster der Enkelkinder einzufrieren war der erste Fehler gewesen, den Max und Katriina in diesem Winter begangen hatten – bis zu ihrer Trennung sollten noch viele folgen.“ Der erste Satz in diesem Roman klang schon mal nicht schlecht, dachte ich. Der Roman hat mich auch gut unterhalten, aber eben nur unterhalten und nicht begeistert.
Die Eheleute Max und Katriina Paul leben nur noch nebeneinander her. Katriina trinkt, weil sie von Max eigentlich gar nicht mehr beachtet wird und Max geht in seiner Rolle als Autor richtig auf. Er scheint in der Midlife-Crisis zu sein, denn er versucht ein Techtelmechtel mit seiner ehemaligen Studentin, die ihm bei seinem Buch helfen soll, anzufangen. Das ist auch schon fast die ganze Handlung. Zwischendrin wird auch noch mal von den Töchtern Eva und Helen berichtet. Allerdings sind die beiden meiner Meinung nach nicht wichtig für die Handlung.
Der Roman verbreitet eine düstere Stimmung, genauso wie ich es mir bei einem finnischen Roman vorstelle. Außerdem ist der Roman gespickt mit finnischen Straßennamen, Orten und Gegenden. Nicht gut gefallen hat mir, dass die Personen blass geblieben sind. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Erzählstil liegt oder ob der Autor einfach nicht in der Lage war, die Charaktere tiefergehend zu beschreiben. Die Geschichte plätschert so vor sich hin, ist aber trotzdem nicht langweilig. Das Ende war für mich nicht zufriedenstellend, es hat sich zwar so abgezeichnet, wurde dann aber letztendlich in ein paar Sätzen abgehandelt. Das hätte ich mir doch ein wenig anders gewünscht.
Für ein Romandebut ist es in Ordnung, allerdings würde ich nicht noch ein Buch von dem Autor lesen. Dafür war es mir einfach zu langweilig.
Über den Autor:

Viele Informationen konnte ich über den Autor leider nicht herausfinden. Er wurde am 5. August 1980 geboren und ist ein finnisch-schwedischer Journalist. „Winterkrieg“ ist sein erstes Buch. Bisher hat er nur Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben. Eine Homepage konnte ich gar nicht entdecken. 

Delia: Das rubinrote Licht – Mia Bernauer

Delia: Das rubinrote Licht – Mia Bernauer
416 Seiten 
ISBN:  978-1500413552
11,90 Euro

Klappentext:
Ende März … Fast drei Monate sind vergangen, in denen Delia einen Neubeginn in der Welt der Halbwesen wagt. Sie beschließt an einer anderen Universität zu studieren, verlässt ihre Eltern und lernt neue Freunde kennen. Damit hofft sie, endlich den schrecklichen Erinnerungen fliehen zu können und bei Leander zu bleiben. Doch der Prozess um Cassian Bellingham steht ihr noch bevor, der leider anders verläuft, als Delia und Leander es geplant haben. Zugleich wird ihr von den Therion eine endgültige Frist von 90 Tagen für ihre Entscheidung mitgeteilt. Als Delia glaubt, es könnte nicht schlimmer kommen, taucht Aaron O’Lorcan, der gefährliche Teiler, auf. Und was ist mit Kira, Cassians Schwester, die sich als neue Beschützerin anbietet? Ist ihr wirklich zu trauen?
Meine Meinung:
Ich habe bereits den ersten Teil der Trilogie gelesen, der mir auch schon gut gefallen hat. Der zweite Teil ist die gelungene Fortführung der Geschichte um Delia und Leander.  
Delia soll gegen die Verschwörer, die die Therion stürzen wollen, aussagen. Als sie in eine andere Stadt zieht um dort zu studieren, wird sie von zweien der Verschwörer aufgelauert und in ihren Bann gezogen. Von unerwarteter Seite kommt Hilfe:  Kira, die Schwester von Aaron, einem der Verschwörer, und gleichzeitig die Exfreundin von Leander bietet ihnen an, Delia zu schützen bis der Prozess vorbei ist. Ob man ihr trauen kann und wie sich die Story weiter entwickelt müsst ihr selber lesen.
Ich finde, dass der Erzählstil der Autorin sich im zweiten Teil verbessert hat. Der erste Teil war zum Teil etwas holprig zu lesen. Die Halbwesen sind so plastisch beschrieben, dass der Leser genau weiß auf welche Kreaturen Delia sich da einlässt. Gleichzeitig verspürt man immer mehr Sympathie für die einzelnen Figuren. Leander und seine Familie konnte ich vorher schon gut leiden,  aber auch Delias Cousin, Sebastian, der ebenfalls ein Halbwesen ist, konnte mich für sich begeistern.  Die fantastischen Elemente, die die Autorin sich hier ausgedacht hat, sind in sich abgerundet, so dass keine Unklarheiten bestehen bleiben. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es noch einen dritten Teil gibt, hätte ich den kleinen Cliffhanger am Ende fast gar nicht mitbekommen.
Obwohl man den zweiten Teil gut für sich alleine lesen kann, würde ich empfehlen, den ersten Teil auf jeden Fall auch zu lesen, denn ich glaube, dass man so eine bessere Verbindung zu den Hauptcharakteren aufbauen kann. Der dritte Teil der Trilogie heißt „Delia: Das smaragdgrüne Feuer“ und ist am 24. Juli 2014 erschienen. Ich habe ihn mir bereits bestellt.
Ich kann euch hier eine Leseempfehlung aussprechen, wenn ihr nicht nur gern Fantasy mögt, sondern auch noch Fantasy mit einer darin verwobenen Lovestory.
  
Über den Autor:

Mia Bernauer wurde 1988 geboren und lebt in Dresden. Sie hat bisher außer der „Delia“-Trilogie noch eine Kurzgeschichte in dem Buch „Das Tattoo“ veröffentlicht. Das Buch „Diwata“ wird am 16. Oktober 2014 erscheinen. Mehr über die Autorin erfahrt ihr auf ihrer Homepage www.mia-bernauer.com/.

Das Alphabethaus – Jussi Adler-Olsen

Das Alphabethaus – Jussi Adler-Olsen
592 Seiten 
ISBN:  978-3423214605
9,95 Euro

Klappentext:
Der Absturz zweier britischer Piloten hinter den feindlichen Linien …Ein Krankenhaus im Breisgau, in dem psychisch Kranke als Versuchskaninchen für Psychopharmaka dienen …Die dramatische Suche eines Mannes nach seinem Freund, den er dreißig Jahre zuvor im Stich gelassen hat …»Eine unfassbare Geschichte: die Schrecken des Krieges und das Schicksal psychisch zutiefst beschädigter Patienten einer Nervenheilanstalt auf der einen Seite, die Freundschaft zweier englischer Piloten und die Suche nach einem Verschwundenen auf der anderen, gehört zum Besten, was Jussi Adler-Olsen je geschrieben hat. Wie er das groteske Elend der Patienten einer Nervenklinik als Folge des Krieges schildert, ist anrührend und beklemmend zugleich. 
Meine Meinung:
Nachdem ich mit „Erbarmen“ Jussi Adler-Olsen für mich entdeckt habe, musste ich mir aus dem offenen Bücherregal im Hotel auch noch „Das Alphabethaus“ ausleihen. Das Buch hat mich so sehr überrascht, dass es  mein bisheriges Buch des Monats geworden ist.
1944: Bryan und James, britische Piloten, stürzen bei einem Flug über Deutschland ab. Auf ihrer Flucht vor den Angreifern können sie sich in einen Lazarettzug retten. Was sie nicht wissen, ist, dass dieser Zug direkt nach Freiburg fährt um dort die Soldaten zu behandeln, die seelischen Schaden davon getragen haben. Die beiden nehmen fremde – deutsche – Identitäten an und erfahren die reinste Hölle mit Elektroschocks und mit Tabletten vollgepumpt im sogenannten Alphabethaus. Bryan kann flüchten, muss James aber in der Nervenheilanstalt lassen.
1972: Bryan ist mittlerweile ein gemachter Mann, der eine eigene Pharmafirma hat und viel Geld  hat. All die Jahre hat er versucht, seinen alten Freund James zu finden, denn das Alphabethaus ist kurz nach seiner Flucht bombardiert worden und anscheinend sind alle Insassen und das Personal dabei ums Leben gekommen. Als Bryan die Einladung bekommt als ärztlicher Berater bei den olympischen Spielen in München zu fungieren, startet er noch einmal den Versuch James zu finden.
Das Alphabethaus hat seinen Namen bekommen, weil die Kategorien aus Zahlen und Buchstaben die Kriegstauglichkeit der Insassen angegeben hat. Die Nervenheilanstalt ist streng geheim und die Soldaten, die entlassen wurden, wurden direkt wieder in den Krieg geschickt. Die Bedingungen dort sind schlecht, viele der Insassen sind tatsächlich geistesgestört und tun Dinge, die nicht nachvollziehbar sind. Bryan und James mussten einfach versuchen, sich selber auch als irre darzustellen, sonst wären sie sofort erhängt oder erschossen worden. Der Roman beschreibt diese schlimme Zeit der Geschichte so lebendig, dass man mit Gänsehaut am ganzen Körper liest und sich fragt, ob Menschen wirklich so grausam sind. Im ersten Teil des Buches hat Adler-Olsen die Auswegslosigkeit der Situation für Bryan und James so überzeugend dargestellt, dass ich nicht anders konnte als immer weiter lesen, weil ich einfach wissen wollte, wie sie aus der Nummer wieder heraus kommen.
Der erste Teil des Buches ist eher eine Art Drama, zwar spannend aber auch mit viel Gefühl geschrieben. Der zweite Teil ist eher eine Art Thriller, denn die Bösewichte aus dem ersten Teil tauchen mit ihren unfassbar bösen Machenschaften wieder auf. Für meinen Geschmack war es am Ende schon etwas sehr thrillermäßig geschrieben, aber das schulde ich mal der Tatsache, dass Adler-Olsen ein Thrillerautor ist. Gestört hat es mich nicht, denn der Rest des Buches hat mich vollkommen überzeugt. Das Ende ist traurig und ich hätte mir gewünscht, dass es anders ausgegangen wäre. Aber ich bezweifle nicht eine Sekunde, dass Adler-Olsen genau das damit heraus geholt hat, was auch im realen Leben aus dem Schicksal der beiden geworden wäre.
Von mir gibt es hier eine 100%ige Leseempfehlung. Ich werde mir das Buch wohl auch als eigenes Exemplar anschaffen und nochmals lesen.
Über den Autor:
Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren und ist der Autor von Kriminalromanen. Er hat nicht nur die Reihe über das Sonderdezernat Q geschrieben, sondern auch noch „Das Alphabethaus“  und „Das Washington-Dekret“.

Mehr über den Autor kann man hier erfahren:  www.jussiadlerolsen.dk/de/#intro

Erbarmen – Jussi Adler-Olsen

Erbarmen  – Jussi Adler-Olsen
432 Seiten 
ISBN:  978-3423086370
9,95 Euro

Klappentext:
Der Albtraum einer Frau. Ein dämonischer Psychothriller. Die verzerrte Stimme kam aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunklen: »Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort: Warum halten wir dich fest?«Am 2. März 2002 verschwindet eine Frau spurlos auf der Fähre von Rødby nach Puttgarden, man vermutet Tod durch Ertrinken. Doch sie ist nicht tot, sondern wird in einem Gefängnis aus Beton gefangen gehalten. Wer sind die Täter? Was wollen sie von dieser Frau? Und: Kann ein Mensch ein solches Martyrium überleben? Der erste Fall für Carl Mørck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q bei der Kopenhagener Polizei, und seinen syrischen Assistenten Hafez el-Assad, der seinen Chef nicht nur durch unkonventionelle Ermittlungsmethoden überrascht …
Meine Meinung:
Ich muss zugeben, dass ich mich jahrelang gewehrt habe, diese Reihe zu lesen. Ich habe vor Jahren den zweiten Teil als Hörbuch gehört und war ganz und gar nicht begeistert. Nachdem der Gatte mir unfassbar lange gesagt hat, ich soll es mal wagen, habe ich es getan und es überhaupt nicht bereut.
Carl Mork ist nach einem Angriff auf ihn und seine Kollegen verbittert. Ein Kollege starb und einer ist ans Bett gefesselt. Um ihn aus der Abteilung loszuwerden wird kurzerhand das Sonderdezernat Q für ungelöste Fälle gegründet und Mork ist erst einmal der einzige Mitarbeiter, bis Hafez el-Assad – oder einfach auch nur Assad – als sein Assistent eingestellt wird. Die beiden lösen zusammen den Fall einer Politikerin, die auf einer Fähre spurlos verschwunden ist . Seit fünf Jahren wurde weder eine Leiche gefunden noch sonst ein Lebenszeichen von der Frau.
Vorab muss ich sagen, dass der Schreibstil Adler-Olsens leicht ist, so dass man entweder abends auf dem Sofa oder wie ich im Urlaub am Strand ohne viel Anstrengung mit Mork und Assad diesen Fall aufklären kann. Ich sage bewusst mit ihnen aufklären, weil die Charaktere so gestaltet sind, dass der Leser glaubt, dass er im Geschehen ist.  Mork ist ein zynischer Typ, den wohl niemand gern als Vorgesetzten oder auch nicht als Kollegen haben möchte. Er ist faul, versucht die Arbeit abzuwenden, aber wenn er einmal Blut geleckt hat, muss er den Fall auch lösen. Assad – an den ich übrigens mein Herz verloren habe – hilft ihm dabei. Wer Assad genau ist, kommt nicht heraus. Er ist ein Multitalent und hat nicht nur Ahnung vom Handwerken, er kann auch Verbindungen zwischen Begebenheiten so verknüpfen, dass er den ungelösten Fall zu einem gelösten Fall macht.
Der Fall, um den es im ersten Teil geht ist für mich eher im Hintergrund gelaufen, weil der Leser eben so viel über die Mork und Assad  erfährt. Die Geschichte der verschwundenen Frau wird vom Beginn der Entführung an immer mal wieder eingestreut, so dass der Leser genau weiß, was die ganze Zeit über geschehen ist. Das, was ihr angetan wurde, war  teilweise so grausam, dass es mich geschüttelt hat. Ich bezweifle nicht, dass es sowas wirklich gibt.
Wie man sehen kann, hat mich der erste Teil des Sonderdezernats Q vollkommen überzeugt, so dass ich in nicht allzu ferner Zukunft auch noch die weiteren Teile lesen werde. Diese Teile sind bereits erschienen:
2. Teil: Schändung
3. Teil: Erlösung
4. Teil: Verachtung
5. Teil: Erwartung
Über den Autor:
Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren und ist der Autor von Kriminalromanen. Er hat nicht nur die Reihe über das Sonderdezernat Q geschrieben, sondern auch noch „Das Alphabethaus“  und „Das Washington-Dekret“.

Mehr über den Autor kann man hier erfahren:  www.jussiadlerolsen.dk/de/#intro

Die stille Frau – A. S. A. Harrison

Die stille Frau – A. S. A. Harrison

384 Seiten 

ISBN:  978-3827012074

14,99 Euro

Klappentext:
Er lebt ein Doppelleben. Sie plant minutiös ihre Rache. Denn sie hat nichts mehr zu verlieren. Raffiniert, elegant und atemberaubend spannend erzählt dieser Roman davon, wie eine alltägliche Liebe auf gefährliche Abwege geraten kann. In Jodis und Todds Ehe kriselt es. Viel steht auf dem Spiel, auch das angenehme Leben, das sich die beiden aufgebaut haben in ihrem luxuriösen Apartment mit Seeblick in Chicago. Doch ihre Beziehung rast geradewegs auf einen mörderischen Abgrund zu: Er, der systematische Betrüger und sie, die stillschweigende Verletzte. Die schwindelerregend fesselnde Geschichte einer verhängnisvollen Partnerschaft, die in den USA zu einem großen Überraschungserfolg wurde.
Ein brillant erzählter, psychologisch raffinierter Gesellschaftsroman über eine globale Mittelschicht auf der Suche nach dem Lebenssinn, hin- und hergerissen zwischen dem Streben nach Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Sicherheit.
Meine Meinung:
Als ich den Klappentext gelesen habe, dachte ich, ich würde einen spannenden Thriller lesen, aber das war nicht der Fall. Das Buch hat mir trotz der eigenartigen Erzählweise gut gefallen.
Jodi und Todd leben seit vielen Jahren zusammen, allerdings sind sie nicht verheiratet. Jodi weiß, dass Todd ein notorischer Fremdgeher ist, nimmt dies aber so hin, weil es einfach ihre Art ist. Todd glaubt, dass Jodi von nichts weiß und lebt einfach weiter sein Doppelleben.  Irgendwann wird Jodi das alles doch zu viel und sie schmiedet einen Plan. Mehr möchte ich dazu eigentlich auch nicht sagen, weil sonst zu viel verraten wird.
Die Geschichte ist sehr nüchtern geschrieben, ich denke, dass dies eine Anlehnung an Jodis Charakter sein soll. Obwohl man sehr viel aus dem Leben der beiden Protagonisten erfährt, kommen sie einem als Leser gerade durch diese Erzählweise gar nicht nahe. Jodi ist eher pragmatisch und hält Todd den Rücken frei, während er tut was er will. Er trifft sich heimlich mit Frauen, geht fremd und lebt auch so sein eigenes Leben. Jodi ist nur dafür da, ihm das Leben schön zu machen. Sie bekocht ihn und betüddelt ihn. Dass er fremd geht, scheint sie zwar zu stören, aber sie will lieber den Frieden und den schönen Schein wahren.  Mir waren weder Jodi noch Todd sympathisch. Die Nebencharaktere wurden so gut wie gar nicht eingeführt und blieben mit die ganze Zeit über völlig bedeutungslos.
Obwohl ich die Personen gar nicht mochte,  hat mir das Buch gut gefallen. Es war die ganze Zeit spannend und das Ende war überraschend, weil man als Leser Jodis Gedankengängen folgen konnte, ihr aber diese Lösung niemals zugetraut hätte.
Wer sich auf diesen Erzählstil einlassen kann, der ist mit dem Buch gut bedient. Alle anderen sollten die Finger davon lassen.
Über den Autor:

A. S. A. Harrison wurde im Jahr 1948 geboren und starb im April 2013 an Krebs. Sie lebte als Schriftstellerin und Künstlerin in Kanada.  Mehr Informationen über das Buch kann man hier bekommen: http://asaharrison.com/

Schattenjunge – Carl-Johan Vallgren

Schattenjunge – Carl-Johan Vallgren
400 Seiten 
ISBN:  978-3453269460
19,99 Euro

Klappentext:

In den überfüllten Gängen der Stockholmer U-Bahn versucht ein Vater, mit seinen Kindern den Zug zu erreichen. Sie sind spät dran, der Jüngste im Kinderwagen brüllt, sein siebenjähriger Bruder weigert sich, mit dem Fahrstuhl zu fahren. Er quengelt so lange, bis eine fremde Frau anbietet, ihn die Treppe mit hinaufzunehmen. Widerstrebend willigt der Vater ein. Er sieht seinen Sohn nie wieder. Viele Jahre später verschwindet auch der Bruder des Jungen unter mysteriösen Umständen. Danny Katz wird von der Frau des Verschwundenen auf den Fall angesetzt. Und er ist nicht allein. Je tiefer er in die Machenschaften eines mächtigen Familienimperiums eintaucht, umso komplexer wird der Fall.
Meine Meinung:
Ich wusste, dass ich so meine Probleme mit den Autoren aus den Norden habe. Anfangs war ich wirklich angetan von dem Buch aber mit der Zeit hat es mich immer mehr gelangweilt.
Das Buch beginnt 1970, als Kristoffer auf einem Bahnsteig entführt wird. Bis zum heutigen Tag, die Erzählung spielt im Jahr 2012, gibt von dem Jungen kein weiteres Lebenszeichen. Dann wird auch sein jüngerer Bruder Joel entführt. Joels Frau nimmt Kontakt zu seinem ehemaligen Freund auf, der ihn suchen soll.
Eigentlich hört sich die Geschichte ja gut an. Ein ehemaliger Junkie, der durch einen Freund wieder ins Leben zurück gefunden hat, soll  seinen Freund aus Schultagen suchen. Zu Beginn ist die Geschichte auch wirklich interessant. Dieser Freund, Danny Katz, kennt sich ein wenig aus mit Recherche, weil er beim Geheimdienst gearbeitet hat und findet einige interessante Dinge heraus, die ihm helfen, auf Joels Spur zu kommen.  Bis zur Mitte des Buches hat es mir wirklich gut gefallen, dann wurde es immer langweiliger. Es tauchten plötzlich Personen auf, die Katz bei der Suche helfen, zum Teil ohne dass er davon weiß. Das Ende war dann auch nicht mehr spektakulär, weil ich mir schon relativ früh ausmalen könnte, was geschehen sein muss.
Anscheinend hat der Autor zuvor keine Thriller geschrieben und ich finde, das merkt man auch. Er mag ja in seinem Genre ein angesagter Autor sein, aber mich hat er hier nicht überzeugt. Ich kenne aber auch keine anderen Bücher von ihm.  Mich hat es ein wenig genervt, dass die Charaktere mit wenig Tiefgang beschrieben waren, denn der Funke ist bei mir gar nicht übergesprungen.
Ich kann hier leider keine Leseempfehlung geben.
Über den Autor:
Carl-Johan Vallgren wurde am 26. Juli 1964 in Linköping/Schweden geboren und schreibt nicht nur, er macht auch noch Musik. Er ist einer der bekanntesten und beliebtesten Autoren in Schweden.
Für einen seiner Romane „Die Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe“ hat er einen schwedischen Literaturpreis, den August-Preis, gewonnen.

Für weitere Informationen über den Autor, seine Bücher und seine Musik kann man auf der Seite vallgren.nu stöbern, allerdings nur auf schwedisch.