Die Grote Mandrenke

Der Zorn der Flut von Hendrik Lambertus

Der Zorn der Flut von Hendrik Lambertus

„Der Zorn der Flut“ von Hendrik Lambertus wurde in diesem Jahr für den HOMER Literaturpreis nominiert. Es ist das vierte Buch der neun nominierten, das ich gelesen habe und bei jedem habe ich bisher gesagt, dass sie völlig zu Recht nominiert wurden. So ist es auch hier. Ich bin froh, dass ich nicht zur Jury gehöre, denn ich könnte nicht entscheiden, welches Buch ich als Sieger auf dem Treppchen sehen wollte.

Während Auke versucht, seine große Liebe Griet heiraten zu dürfen, treiben Folkert ganz andere Sorgen um: Er fürchtet darum, dass seine Heimat, die nordfriesischen Uthlande von einer zukünftigen Sturmflut vernichtet werden könnte. Der Deichbauer versucht auf allerlei Art auf sich und seine Sorgen aufmerksam zu machen, aber wie das immer so ist, wenn Experten am Werk sind: Ihnen wird nicht geglaubt, sie übertreiben oder sie sehen schlicht schwarz. Also kommt alles, wie es kommen muss: Die Marcellusflut vom 16. Januar 1363 löscht nicht nur das Land aus, auf dem Auke, Folkert und Griet leben, sondern auch noch eine Menge anderer Menschen.

Dem Nachwort konnte ich entnehmen, dass über die sogenannte Grote Mandrenke (Große Manntränke) nicht viele Details bekannt sind. Der Autor wurde aufgrund einer Gewandfibel mit der Inschrift „AVE MARIA GRTIA“ im NordseeMuseum Husum auf die Geschichte der Marcellusflut aufmerksam. Die größtenteils fiktiven Charaktere und Handlungen, die er rund um die Flut erschaffen hat, waren so spannend geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte beginnt in Runghold, dem Verwaltungsbezirk Edomsharde, in die Hauptfiguren leben. Man glaubt, dass Rungholt in etwa dort lag, wo jetzt die Hallig Süfall ist. Griet soll einen reichen Kaufmann aus Hamburg heiraten, aber sie und Auke wollen fliehen. Als die Flut kommt, sind sie zusammen mit einigen anderen Menschen die einzigen Überlebenden, die von da an Hunger leiden und und in Armut leben. Bis die Idee entsteht vorbeifahrende Schiffe zu überfallen und so den eigenen Lebensunterhalt zu sichern. Die sogenannten Wogenmänner gab es wirklich, belegt ist ihre Existenz durch die Wogenmannsburg bei Westerhever.

Mir war ziemlich schnell klar, dass Auke mein Lieblingscharakter werden wird, denn er hat mich sehr an mich selber erinnert. Auke gibt immer alles und er liebt Griet so sehr, dass er alles für sie aufgeben würde. Generell mochte ich alle Erzählstränge, die nach und nach zusammengeführt wurden, so dass aus den verschiedenen Personen Mitstreiter gegen die Auswirkungen der Flut wurden. Die Entfaltung der Geschichte konnte ich mit dem stetigen Steigen der Flut vergleichen: Erst wusste man nicht so genau, wohin die einzelnen Stränge führen bis etwas nach der Hälfte die Flut und damit die Erkenntnis aller Zusammenhänge plötzlich sichtbar war.

„Der Zorn der Flut“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt. Die lebensechten Figuren haben nicht nur das Grauen greifbar gemacht, sondern auch das Leben im 14. Jahrhundert, so dass die fast 600 Seiten wie im Flug vergingen. Die anderen Bücher von Hendrik Lambertus werde ich mir auch mal näher ansehen.


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Seiten:  592

Herausgeber:  Rowohlt Verlag

Erscheinungstermin:  15. November 2022

ISBN: ‎  978-3-499-00832-0





Über den Autor (Quelle: Rowohlt Verlag):

Historisch fundiert – Dr. Hendrik Lambertus ist promovierter Skandinavist/Mediävist. Dem Setting des Romans verbunden – Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen. Stilistisch versiert und erfahren – Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt „Satzweberei“ und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres: Fantasy bei Lübbe, Kinderbücher bei Ueberreuter und Sachbücher bei Eden.

Hendrik Lambertus
© Fany Fazii

2 Kommentare zu „Die Grote Mandrenke“

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