Das andere Tal von Scott Alexander Howard

Ich habe „Das andere Tal“ im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen. Obwohl es mir am Ende doch noch ganz gut gefallen hat, hätte ich es ohne Leserunde wohl nicht beendet. Der Schreibstil war mir etwas sperrig, weil es keine Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede gab, was mich immer wieder ziemlich irritiert hat.  

Das Tal, in dem Odile lebt, ist rechts und links von einem absolut identischen Tal umgeben, die allerdings jeweils 20 Jahre in die Zukunft bzw. In die Vergangenheit zurückgehen. Niemand darf das Nachbartal ohne Weiteres besuchen, weil, wie wir alle wissen, das Geschehen verändert werden kann, wenn man sich selbst über den Weg läuft. Als Odile eines Tages die Eltern ihres Freundes Edme aus der Zukunft sieht, wird ihr klar, dass Edme bald sterben wird, denn nur der Tod gibt in dieser von Scott Alexander Howard erdachten Welt ab und mal die Berechtigung in die Zukunft oder die Vergangenheit zu reisen. Um Edme zu retten, muss Odile das Schweigen über das, was sie gesehen hat, brechen. In ihrer Welt und in ihrer Position ist es das Wichtigste, derlei Dinge für sich zu behalten, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.  

Zu Beginn des Buches ist Odile eine Außenseiterin, die von ihren Schulkameraden entweder ignoriert oder geärgert wird. Die Veränderung zur Freundschaft mit Edme kam mir zu überraschend, so dass ich gar nicht richtig verstanden habe, wie es überhaupt dazu kam. Odile wird von ihrer Mutter dazu gedrängt sich für einen Job als Mitarbeiterin des Conceils zu entscheiden, denn damit ist sie ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft und darf unter anderem über die Besuche der Antragssteller aus den anliegenden Tälern entscheiden. Diese Institution ist hart und hat mich sehr oft an die ehemalige DDR erinnert, beispielsweise, wenn es um die Flucht von einem Tal ins andere geht. Der erste Teil des Buches erzählt Odiles Jugend, der zweite Teil ihr Leben zwanzig Jahre später. Hier erfahren wir dann auch, ob sie Edme letztendlich retten kann oder nicht.  

Während der Lektüre habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was ich tun würde, ob ich jemand noch mal sehen wollen würde, der bereits verstorben ist. Die Antwort am Ende des Buches war nein. Erst mal, weil ich eh nur gucken dürfte und zweitens ist der Preis viel zu hoch. Ich müsste ewig auf eine Antwort vom Conceil warten und wäre dann nicht mal sicher, ob es genehmigt werden würde, weil sich mir keine wirklichen Regeln erschlossen haben, wann ein Besuch erlaubt wird und wann nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es einem mehr schadet, wenn man den geliebten Menschen nur von weitem und unerkannt sehen darf, ohne (Körper-)Kontakt aufzunehmen.  

Generell fand ich das Konstrukt der Welt grausam, da die Menschen sehr viele Dinge nicht selbst entscheiden durften. Ich bin mir nicht sicher, welches Genre hier greift und schwanke zwischen Science-Fiction und Dystopie.  

Ich würde dir raten, bei Interesse auf jeden Fall die Leseprobe zu lesen, denn die Sache mit den fehlenden Anführungszeichen hat mich völlig fertig gemacht. Ich weiß, dass das ein Stilmittel ist, aber deswegen muss es mir ja nicht gefallen, vor allem, wenn es mich aus dem Lesefluss bringt.  

Das Buch wurde mir vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.   


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Seiten: 464 

Herausgeber: Diogenes Verlag 

Erscheinungstermin: 20. März 2024 

ISBN: ‎ 978-3257072822 




Über den Autor (Quelle: Diogenes Verlag):

Scott Alexander Howard lebt in Vancouver, British Columbia. Er wurde an der Universität von Toronto in Philosophie promoviert und war Postdoktorand in Harvard, wo er sich mit der Beziehung zwischen Erinnerung, Emotionen und Literatur beschäftigte. Das andere Tal ist sein erster Roman.

Pressefoto Scott Alexander Howard
Foto: © Veronica Bonderud
Foto: © Veronica Bonderud 

Paradox Hotel

Wer möchte nicht mal für einen Tag in eine andere Zeit reisen? Welche Zeit würdest du wählen? Ich würde mich in die 50ies versetzen lassen um einmal Elvis Presley live lauschen zu können. Wahrscheinlich würde ich auch zu den Mädels gehören, die in Ohnmacht fallen, sobald sie ihn sehen. Wer weiß das schon? In „Paradox Hotel“ geht es genau darum – Zeitreisen, aber nur am Rande.

Darum geht es

2072: January Cole, die Sicherheitschefin des Einstein Intercentury Zeitflughafens ist losgelöst. Das bedeutet, dass ihr Zeitstrahl nicht gradlinig verläuft, sondern immer wieder mal abweicht. Dies wird driften bzw. Drift genannt. Als sie in einem Zimmer des Paradox Hotels eine Leiche findet, weiß sie nicht, in welcher Zeitebene die Leiche aufgetaucht ist. Zusammen mit ihrer KI Ruby ermittelt sie um herauszufinden warum und vor allem wer der Tote ist.

Exzentrische Figuren

Rob Hart hat sich eine Reihe exzentrischer Figuren ausgedacht. Obwohl January sehr negativ ist, ständig anderen etwas Schlechtes wünscht und meistens miesmuffelig ist, ist sie mehr sehr ans Herz gewachsen, denn eigentlich ist sie nicht bösartig. Sie ist eher vom Leben enttäuscht worden und versucht mit ihrem Schicksal zurecht zu kommen. Ihre KI Ruby hat sie so umprogrammiert, dass er Gefühle zu haben scheint. Er ist nicht die kuschende KI, sondern eher voller Widerworte, Frechheiten etc. Die beiden sind also ein super Team.

Interessante Grundidee

Ich fand die Grundidee, dass jeder, der es sich leisten kann, eine Zeitreise machen kann, gar nicht schlecht. Dass dabei einiges schiefgehen kann, wissen wir ja schon aus diversen Zeitreiseromanen. Die üblichen Tipps wie: „Triff nicht auf dich selber.“, „Verändere nicht die Vergangenheit.“ etc. werden hier natürlich auch gegeben. January ist aber noch für eine andere Sache da: Sie muss sich unter anderem darum kümmern, dass keine Kriminellen in der Vergangenheit Schmu betreiben. Damit hat sie ziemlich viel zu tun, denn zum Beispiel gerade in dem Moment, in dem das Buch beginnt, hat jemand Dinosauriereier in die Zukunft geschmuggelt. Leider bleibt diese Zeitreiserei nicht ohne Folgen, wie ich im Laufe des Romans gelernt habe.

Krimi oder Science Fiction?

Tja, so genau kann man das nicht sagen. January ist permanent auf der Suche nach dem Mörder des Mannes, den sie glaubt gesehen zu haben. Wer er ist und warum er ermordet wurde und vor allem warum nur sie ihn sieht, entschlüsselt sie erst nach und nach. Ich fand das Ganze total spannend, denn als Leserin habe ich nie mehr erfahren als die Protagonistin. Das hat dazu geführt, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe. Der Sci Fi-Anteil war insgesamt sehr gering, natürlich bis auf das Setting und einige Begriffe und Dinge, die einfach erklärt werden mussten.

Wenn man sich drauf einlässt ein toller Krimi

Wenn du nicht gerne Science Fiction liest, kann ich dir trotzdem zu dem Buch raten, denn ich fand es mal was anderes einen Krimi zu lesen, der in der Zukunft spielt. Dem Inhalt des Buches konnte ich sehr leicht folgen, weil ich mir alles vorstellen konnte, also denke ich, dass es auch für nicht so bewanderte Sci Fi Leser etwas sein könnte. Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen vorher die Leseprobe zu lesen.

Das Buch wurde mir von Penguin Random House zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich herzlich dafür.

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Seiten:  448

Herausgeber:  Heyne Verlag

Erscheinungstermin:  14. September 2022

ISBN: ‎978-3453321717






Über den Autor (Quelle: Penguin Random House):

Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.

© Anna Ty Bergman

Glücklich sein ist gar nicht so schwer

Was bedeutet Glück für dich? Viele rennen ja dem dauerhaften Glück hinterher, das sie unaufhörlich auf einer Wolke trägt und nicht zulässt, dass ihnen mal etwas Schlechtes widerfährt. Für mich ist Glück, dass man kleine wunderschöne Momente genießen kann: Mit der Katze kuscheln, Zeit mit dem Partner oder der Partnerin verbringen, Freunde nach längerer Zeit mal wieder sehen oder jemandem eine Freude machen. Die vier Glücklosen aus “Monsieur Lucile und die Suche nach dem Glück” finden hier genau diesen Denkanstoß.  

Darum geht es 

Luisa wird ausgerechnet am Neujahrsmorgen von ihrer Schwester angerufen, die ihr verkündet, dass Oma Elsa aus dem Heim geflohen ist und dass sie sich auf die Suche nach ihr begeben soll. Oma ist schnell gefunden. Sie hängt mit zwei ziemlich seltsamen Typen ab: Mit Frederic, der Schriftsteller ist und gerade eine Schreibblockade hat und mit Fiete, dem obdachlosen Rocker. Oma gibt ihr den Auftrag ihre Sachen für eine bevorstehende Reise zu packen.  

Zeitreisen gibt es nicht, oder doch? 

Ich möchte so gerne glauben, dass es Zeitreisen gibt, denn ich möchte einen Teil der tollen Erfahrungen ebenfalls machen, die Oma, Frederic, Fiete und Luisa gemacht haben. Sie waren nicht nur zur Weltausstellung am 15. April 1900 in Paris, sondern beispielsweise auch am 31. August 1928 zur Premiere der Dreigroschenoper in Berlin oder haben das gesamte Woodstock im Jahr 1969 miterlebt. Aber nicht alles ist immer nur schön, das müssen auch die vier Protagonisten erkennen. Als Oma sich mit Monsieur Lucile aus dem Staub macht, merken sie, dass sie ganz schön aufgeschmissen sind, denn plötzlich werden aus den Glücksmomenten Horrormomente und dann verschwindet auch noch Frederic spurlos.  

Wundervoll skurrile Charaktere 

Oma Elsa hat vom ersten Moment an mein Herz gewonnen. Sie ist einfach so unkonventionell, offen und herzlich, dass man sie einfach lieben muss. Frederic ist eher der stille Typ. Er sammelt Ideen für Bücher und läuft die ganze Zeit mit seinem Notizbuch rum, um Momente dort zu verewigen. Fiete ist für mich ziemlich blass geblieben, aber das machte gar nichts, weil er einfach zu der bunt zusammengewürfelten Truppe dazu gehörte und gut dazu passte. Luisa macht innerhalb des Buches eine tolle Entwicklung durch, so dass sich für sie die Reise auf jeden Fall gelohnt hat.  

Ein Roman mit Witz und Herz 

Besonders gefallen hat mir der Erzählstil der Autorin. Auf der einen Seite las sich das Buch wie ein Märchen, aber ich fühlte mich auch auf eine Art von ihr direkt angesprochen. Es war total leicht in das Buch abzutauchen und in einem Rutsch bis zum Ende durchzulesen. Eine kleine Liebesgeschichte ist ebenfalls enthalten, sie gehört zwar von Beginn an zur Geschichte, nimmt aber kaum Raum ein. Daher kannst du das Buch auch lesen, wenn du Lovestorys gar nicht magst. Ich kann es jedenfalls als Stimmungsaufheller und als abendliche Lektüre uneingeschränkt empfehlen.  

Das Buch wurde mir von S. Sagenroth über Lovelybooks zur Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich herzlich.  

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Seiten: 273 

Herausgeber: tredition 

Erscheinungstermin: 1. Februar 2023 

ISBN: ‎‎978-3347808829 



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